How-To: 3D Druck aus dem Internet

In diesem Tutorial möchte ich euch einen kurzen Überblick geben wie man Projekte aus dem Internet 3D druckt.
Dieses Tutorial ist für 3D Drucker von Prusa, spezifisch für den Prusa i3 MK3S+. Prusa 3D ist ein tschechischer Hersteller der seine Hardware und Software mit einer Open-Source-Lizenz versieht, was dazu führt, dass sich rund um die Drucker eine große Community gebildet hat. Dadurch bekommt man zu fast allen Sachen rund um das Gerät Tutorials und Modifikationen. Der Drucker selbst besteht auch aus 3D gedruckten Teilen, für die man beim Hersteller kostenlos die Pläne herunterladen kann und selbst Ersatzteile druckt.

Inhaltsverzeichnis

Übersicht: Wie ist der Ablauf?

Zuerst müssen wir ein 3D Objekt im Internet suchen. Zwei gute Quellen dafür sind thingiverse.com und printables.com. Dort laden wir uns eine .STL, .OBJ oder .M3F Datei herunter.

Diese Datei müssen wir nun in einem Slicer der mit dem 3D Drucker kompatibel ist “slicen“. Für Prusa Drucker ist das der PrusaSlicer. Mit Slicen ist gemeint, dass es in ein Format übergeführt wird, das der 3D-Drucker dann ausdrucken kann. Dieses File nennt man dann GCODE.

Das .GCODE File wird nun auf eine SD-Karte, oder USB-Stick gespeichert. Je nachdem ob der Drucker eine SD-Karte lesen kann oder einen USB-Stick benötigt.

Nun muss die richtige in den 3D-Drucker geladen werden.
Danach wird der Druck gestartet.

Finden und herunterladen von 3D Modellen

Wie oben schon erwähnt sind zwei der populärsten Seiten hierfür thingiverse.com und printables.com.

Über die Suchfunktion können Projekte gefunden werden. Überhaupt als Anfänger sollte man hierbei auf die Bewertungen, Downloads, Kommentare und Makes achten.
Bei thingiverse.com sieht man in der Suche nur die Likes, welche nicht unbedingt etwas über die Qualität aussagen, da viele Benutzer Projekte liken, um diese für später zu speichern. Für Kommentare und Makes, die weit aussagekräftiger sind, muss man das Projekt zuerst öffnen.

Bei printables.com wird bereits bei der Suche die Likes, Bewertung und Downloadzahl angezeigt. Überhaupt Bewertung und Downloads sagen hier sehr viel über die Druckbarkeit aus. Außerdem werden von der Redaktion besonders gute Modelle mit einem Stern ausgezeichnet und es gibt regelmäßig Wettbewerbe wo Gewinner, unter anderem, mit Pokalen auf dem Thumbnail belohnt werden.

Beispielbild für die Suche auf Thingiverse
Beispielbild für die Suche auf Thingiverse
Beispiel für die Suche auf Printables
Beispiel für die Suche auf Printables
Auf Thingiverse wird erst, nachdem man ein Projekt öffnet angezeigt wie viele Makes und Kommentare ein Modell hat.
Auf Printables gibt es genauso wie bei Thingiverse einen Reiter über den man Makes, Kommentare, Druckdateien und anderes abrufen kann.

Für Anfänger ist zur Auswahl der Modelle am wichtigsten, ob andere Benutzer es auch schon erfolgreich gedruckt haben. Daher sind die Makes ein wichtiger Indikator. Wurde es noch nie, oder nur wenige male gedruckt sollte man vorsichtig sein und einen Blick in die Kommentare werfen.

Sieht das Projekt nun vielversprechend aus, wirft man am besten noch einen Blick ins Summary oder die Beschreibung. Hier wird kurz erklärt, was das Projekt ist, welche speziellen Anforderungen es gibt und worauf zu achten ist.

Thingiverse hat hier etwas Praktisches, am Ende des Summarys ist unter Print Settings oft eine kurze Aufzählung welche Einstellungen empfohlen werden. Fehlt diese ganz, sollte man vorsichtig sein. Am wichtigsten ist, dass es keine Supports oder Rafts braucht.

Hat man nun ein Modell gefunden, das man drucken möchte, muss man es noch herunterladen. Dafür geht man bei Thingiverse auf Thing Files und bei Printables auf Dateien. Es sollte sich hier um .STL Dateien handeln.

Bei Thingiverse ist es sehr zu empfehlen die Druckdateien einzeln über Downloads herunterzuladen.

Bei Printables hat man hierbei gar keine andere Wahl und muss überall auf Herunterladen drücken.

Nun geht es weiter zum Slicen.

Was ist Slicen und wie macht man das?

Slicen ist englisch und damit ist “in scheiben Schneiden” gemeint. Der 3D-Drucker an sich ist relativ dumm, er kann weder 3D Dateien lesen, noch selbst berechnen wie er sich bewegen muss, um etwas zu drucken. All das macht der Slicer für ihn, der Drucker selbst weiß dann nur X Schritte nach Links, Y Schritte nach unten und so weiter.

Der Slicer schneidet das 3D Modell in lauter feine Schichten und berechnet wie der 3D-Drucker sich bewegen muss, um das Objekt zu erstellen.

Für unsere Prusa Drucker verwenden wir den PrusaSlicer, den ihr hier herunterladen könnt:
https://www.prusa3d.com/page/prusaslicer_424/

Beim ersten Starten des Programms fragt es euch welchen Drucker und welches Filament ihr benutzt.

Öffnet nun die heruntergeladene STL Datei mit dem Slicer. Entweder über einen Doppelklick oder mit dieser Taste links oben im PrusaSlicer.

Nun seht ihr das Modell auf der Druckfläche. Hier könnt ihr schon mal kontrollieren, ob es so aussieht wie ihr erwartet habt.
Eventuell liegt das Objekt auf der Seite oder ist anderweitig schlecht orientiert. Für das beste Ergebnis orientiert das Objekt so, dass es auf einer flachen Fläche steht und keine Überhänge hat.

Die CaliCat steht genau so wie sie gedruckt werden soll.
Der Blumentopf liegt auf der Seite.

Um nun den Blumentopf auf eine ebene Fläche zu stellen, gibt uns der PrusaSlicer auf der linken Seite ein Tool namens Auf Fläche legen. Dabei versucht er ebene Flächen zu erkennen und markiert diese weiß. Durch Drücken auf die markierten Flächen dreht sich dann das Objekt.

Wenn nun das Modell richtig orientiert ist, können wir zum eigentlichen Slicen kommen.

Dazu gibt es auf der rechten Seite im Programm einige Einstellungen, auf die wir einen kurzen Blick werfen müssen.

Wir können hier die Druckeinstellungen, das Filament, den Drucker, die Stützen, das Infill und den Rand auswählen.

  • Bei den Druckeinstellungen können wir die Dicke der einzelnen Schichten einstellen, aus denen der 3D-Druck aufgebaut wird. Je dünner die Schichten sind, desto feiner werden Schrägen und Rundungen, aber ebenso verlängert sich die Druckzeit stark. Für die meisten Modelle ist 0.20mm oder 0.30mm ausreichend.
  • Bei Filament müsst ihr die Art des Plastiks auswählen mit dem ihr drucken werdet. Hierbei geht es nicht darum, ob in Schwarz oder Pink gedruckt wird, sondern ob es sich dabei um PLA oder PETG handelt. Um welches Filament es sich handelt, steht auf der Spule und sehr wahrscheinlich habt ihr PLA.
  • Unter Drucker müsst ihr euer Gerät auswählen. Meine Geräte im Makerlab sind alles Prusa i3 MK3S+
  • Stützen müsst ihr verwenden, falls ihr Überhänge im Modell habt. Für einfache Modell, wie wir sie hier in diesem Tutorial behandeln wollen, lasst die Einstellung auf Keine.
  • Infill ist eine Prozentangabe zu wie viel Prozent euer Modell mit Plastik gefüllt werden soll. 100% bringen keine erhöhte Stabilität, sondern nur mehr Plastik verbraucht. 15-20% ist eine gute Standardeinstellung.
  • Wenn der Haken bei Rand gesetzt ist, dann wird der 3D-Drucker um die Grundfläche einen Zentimeter breit einen Rand drucken. Das erhöht die Haftung an der Platte und beugt Fehler vor. Falls im Zweifel sollte man diese Option nutzen.

Da wir nun alle Einstellungen vorgenommen haben muss auf Jetzt Slicen gedrückt werden. Damit berechnet das Programm den GCODE mit dem wir dann den 3D-Drucker füttern. Lasst dem Programm hierbei ruhig etwas Zeit, bei komplexen Modellen kann es mehrere Sekunden dauern.

Unterhalb seht ihr nun die Ergebnisse. Rechts bei der CaliCat sieht man in Grün den Rand. Wenn ihr in diese Modelle jetzt weit hinein zoomt, kann man die einzelnen Linien erkennen aus denen das Modell später aufgebaut werden wird.

Geslicter Blumentopf
CaliCat mit Rand

Der Slicer gibt uns hier nun auch Informationen darüber wie viel Filament verbraucht wird.
Er berechnet außerdem wie viel das verbrauchte Filament kostet.
Zudem wird angezeigt wie lange der Druck dauern wird, diese Zeit ist relativ verlässlich.

Um nun den GCODE an den Drucker zu übergeben, müssen wir ihn auf einen USB-Stick oder eine SD-Karte speichern.
Bei den Prusa i3 MK3S+ müssen wir die SD-Karte aus dem Drucker ziehen und in den Laptop stecken.
Sobald dieser das Speichermedium erkannt hat erscheint im Slicer eine neue Schaltfläche die wird drücken müssen. Dabei wird automatisch ein Fenster zum Speichern auf der SD-Karte geöffnet.

Damit haben wir das Slicen abgeschlossen und widmen uns dem 3D Drucker.

Falls zum Slicer weitere Fragen auftauchen möchte ich hier nochmal auf die Prusa Knowledge Base verweisen, dort sind einige Anleitungen zum Prusa Slicer.
Speziell auch noch einmal zum eben Erklärten:
https://help.prusa3d.com/de/article/erster-druck-mit-prusaslicer_1753

Was muss ich am 3D Drucker machen?

Die Schritte am Drucker selbst sind überschaubar. Ihr müsst das richtige Filament einlegen, die Druckplatte säubern, die SD-Karte anstecken und den Druck starten.

Das richtige Filament einlegen

Die Ausgangssituation kann nun entweder sein, dass noch ein Filament mit der falschen Farbe vom letzten Druck geladen ist, oder dass sich gar kein Filament im Drucker befindet.
In beiden Fällen müssen wir zuerst den Druckkopf vorheizen, nur wenn dieser auf Betriebstemperatur ist können wir ein Filament entnehmen oder neues einführen.
Falls sich kein Filament in eurem Drucker befindet, überspringt einfach den nächsten Punkt und sollte sich schon das richtige Filament geladen sein springt weiter zu Druckplatte säubern.

Es ist die falsche Farbe geladen:

Wenn noch die falsche Farbe vom letzten Druck im 3D Drucker ist, müssen wir diese zuerst entfernen.
Dafür drücken wir den Drehknopf, um in das Menü zu kommen, dort drehen wir den Knopf nach rechts um mit dem Auswahlpfeil auf den Menüpunkt Fil. entladen zu gelangen. Mittels Knopfdruck wählen wir diesen aus und werden im Untermenü nach der Art von Plastik gefragt. Seht auf der Spule nach und wählt das korrekte Material aus. In meinem Makerlab ist das immer PLA.

Der Drucker heizt nun auf die notwendige Temperatur auf und macht mit einem lauten Piepton auf sich aufmerksam.
Nachdem das Piepsen ertönt ist, drückt einmal kurz den Knopf und zieht mit der anderen Hand sofort das Filament aus dem Druckkopf.
Seid ihr damit zu langsam kühlt dieses im Kopf aus und lässt sich nicht mehr durch die letzte Öffnung ziehen. Ist das passiert, müsst ihr diese Anleitung befolgen:
https://help.prusa3d.com/de/article/filament-manuell-aus-dem-extruder-entfernen_121491

Danach fahrt mit dem nächsten Punkt fort.

Es ist kein Filament geladen:

Ist kein Filament geladen, drücken wir zuerst den Drehknopf um in das Menü zu kommen, dort drehen wir den Knopf nach rechts, um mit dem Auswahlpfeil auf den Menüpunkt Vorheizen zu kommen. Mittels Knopfdruck wählen wir diesen aus und werden nun gefragt für welches Material wir Vorheizen wollen.
Wählt jetzt das Material das ihr auch im Slicer schon genommen habt. In meinem Makerlab ist das immer PLA.

Ist kein Filament geladen, drücken wir zuerst den Drehknopf um in das Menü zu kommen, dort drehen wir den Knopf nach rechts, um mit dem Auswahlpfeil auf den Menüpunkt Vorheizen zu kommen. Mittels Knopfdruck wählen wir diesen aus und werden nun gefragt für welches Material wir Vorheizen wollen.
Wählt jetzt das Material das ihr auch im Slicer schon genommen habt. In meinem Makerlab ist das immer PLA.

Am Infodisplay sehen wir nun das der Druckkopf auf 215°C aufgeheizt wird, ist diese Temperatur erreicht können wir das Filament laden.

Dafür zwickt mit einem Seitenschneider 5mm vom Ende des Filaments ab. Das müssen wir machen, da wir ein gerades Ende brauchen um das Filament gut in den 3D-Drucker einführen zu können.

Steckt nun das Filament in das Loch auf der Oberseite des Druckkopfes, es ist mit einem kleinen Pfeil gekennzeichnet. Ihr müsst es Tief einführen und werdet sofort spüren wie der Drucker es greift und von selbst einzieht.

Der Drucker wird jetzt aus der Düse auf der Unterseite des Kopfes zuerst die letzte Farbe drücken die geladen war, diese wechselt schnell zur neuen Farbe.

Am Display kommt dann schnell die Frage ob denn die Farbe stimmt die herausgedrückt worden ist.
Wurde etwas herausgedrückt und ist es auch die richtige Farbe, dann bestätigt dies mit JA.

Wurde nichts aus der Düse gedrückt oder nur die falsche Farbe, dann drückt auf NEIN und der Vorgang wiederholt sich mit derselben Frage nach einigen Sekunden. Macht dies bis die richtige Farbe zu sehen ist.

Die Druckplatte säubern

Es ist wichtig für den Erfolg des 3D Drucks, dass die Druckplatte frei von Schmutz und Fett ist.
Die erste Schicht des Drucks muss eine gute Haftung auf der Platte haben, sodass sie durch die Bewegung des Druckers nicht verrutscht und die weiteren Schichten sicher und schön auf ihr platziert werden können.
Nehmt dafür eine Küchenrolle und Reinigungsalkohol. Ich habe dafür eine Sprühflasche mit Isopropanol in meinem Makerlab stehen, beides bekommt man im Künstlerbedarf. Vorsicht mit Aceton, je nach Druckplatte greift es eventuell die Beschichtung an und verkürzt die Lebenszeit.

Ein paar Sprühhübe auf die Platte und mit der Küchenrolle sauber wischen.

SD Karte einstecken und Druck starten

Nun müsst ihr die SD-Karte links vom Display in den Kartenleser stecken. Es öffnet sich automatisch das Druckmenü und ihr könnt eure Datei auswählen.
Dieses Menü ist immer nach den Zeitstempeln der Dateien geordnet, also sollte eure Datei immer ganz oben sein. Hat euer Betriebssystem aber eine falsche Uhrzeit dann müsst ihr die Datei eventuell suchen.

Solltet ihr dieses Menü nicht sehen, es weggedrückt haben oder ihr wart zu langsam und es ist verschwunden, findet ihr den Punkt im Hauptmenü unter Drucken von SD.

Glückwunsch, ihr habt gerade Erfolgreich einen 3D Druck gestartet!

Infodisplay erklärt

Auf dem Infodisplay könnt ihr jetzt einige Dinge sehen:

  1. Temperatur des Druckkopfes, links aktuelle Temperatur, rechts Solltemperatur
  2. Temperatur des Druckbettes, links aktuelle Temperatur, rechts Solltemperatur
  3. Druckfortschritt in Prozent
  4. Die Höhe wo sich der Druckkopf gerade befindet, wird mit 0.00 starten und jede Schicht zählt nach oben.
  5. Die Geschwindigkeit mit der gedruckt wird. Hier sollte immer 100% stehen, außer ihr habt bewusst einen anderen Wert eingestellt.
  6. Die restliche Druckzeit, hier 0 Stunden und 21 Minuten. Das R steht für Rest, C steht für Change, steht dies dort ist es die Zeit bis das Filament gewechselt werden muss. (Falls ihr mit mehreren Farben druckt)
  7. Lauftext der den Dateinamen anzeigt.

Quellenverzeichnis

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